Vorbemerkung

Das Jahr 2021 war ein Jahr, in dem auch Aktion PiT-Togohilfe die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren bekam. Die laufenden Projekte wie Patenschaften, Schulbauten, Brunnenbauten, KiSS (Kinder-Schul-Speisung) und das Dorfentwicklungsprogramm „Das lebenswerte Dorf“ konnten auf dem bestehenden Niveau fortgesetzt werden. Das BMZ-geförderte Projekt „Ville-Santé – Stadt der Gesundheit“ wurde erfolgreich zum Abschluss gebracht. Die Prüfung der Verwendungsnachweise dieser umfangreichen Projekte beanspruchten mehrere Monate, sodass im Jahr 2021 keine neuen Förderungen gewährt werden konnten.

Corona bei uns und in Togo

Nach wie vor konnten keine Benefizveranstaltungen durchgeführt werden. Dennoch konnte Aktion PiT – Togohilfe e.V. weiterhin auf die umfangreiche Spendenbereitschaft seiner Paten, Freunde und Förderer zählen. Unser großer Dank gilt daher den absolut treuen Spendern, die die Projekte ungebrochen intensiv mit Spenden unterstützt haben.

In Togo selbst hat sich Corona nicht so dramatisch ausgewirkt, wie dies für Afrika eigentlich befürchtet worden war. Der harte Lockdown, den die Regierung verhängt hatte, hat sich in Bezug auf Corona positiv ausgewirkt. Auch die landesweite Sensibilisierung und Aufklärung, die Aimes-Afrique dank unserer Hilfe und dank der BMZ-Fördermittel durchführen konnte, hat Früchte getragen. Die jahrelangen Einsätze unseres Partnervereins hat sich bewährt: die Menschen haben großes Vertrauen in die gesundheitlichen Angebote von Aimes-Afrique. Das inzwischen aufgebaute Netzwerk von Aimes-Afrique hat die Bevölkerung auch in den ländlichen Regionen erreicht. Die Landesgrenzen blieben das ganze Jahr über geschlossen. Der Zugang war nur per Flugzeug und mit strengen Kontrollen möglich. Trotzdem konnten Reisen mit Förderern und Spendern durchgeführt werden.

Die Ärmsten leiden am schlimmsten

Umgekehrt hat sich der harte Lockdown in Togo wirtschaftlich sehr negativ ausgewirkt. Gestiegene Lebensmittelpreise und Verlust der Arbeitsmöglichkeiten vor allem im informellen Bereich haben die Armut wieder hochschnellen lassen. Gerade bei unserer Zielgruppe, den ärmsten Familien, herrscht wieder viel Hunger, können Mieten nicht mehr bezahlt werden, sind die Kosten für Schulbesuch nicht mehr zu stemmen und stellt jede Erkrankung vor kaum überwindbare Probleme.

Gerade in so schwierigen Zeiten wurde unsere Unterstützung umso mehr in Togo geschätzt und wahr genommen. So wurden wir sogar von der Premierministerin empfangen, die uns höchste Wertschätzung zum Ausdruck brachte.

Der Projekteinsatz konnte trotz fehlender Zuschüsse der öffentlichen Hand umfangreich fortgesetzt werden:

  • Gesundheitsprojekt Ville Santé konnte mit den restlichen Fördermitteln aus dem Jahr 2021 abgeschlossen werden.

  • Im Gesundheitsbereich konnte mit Aimes-Afrique ein neuer Schwerpunkt auf Ärzte-Einsätze für Kinder und für Kinderoperationen und das Projekt Amsa geschaffen werden. Die Operation der kleinen Valerie wurde sogar gefilmt.

  • Ein sensationeller Erfolg war die Operation der kleinen Madeleine in Deutschland. Auch ihr Fall wurde gefilmt und bei der Sternstundengala gemeinsam mit dem Fall Valerie im Fernsehen vorgestellt.

  • Das noch in 2021 begonnene Klimaschutz-Projekt ProClim konnte ebenfalls in der ersten Jahreshälfte durch unsere große Togowald-Challenge mit großem Erfolg bewältigt werden.

  • Der Bau neuer Schulen blieb im üblichen Rahmen, da Baumaßnahmen trotz Corona in Togo gut durchführbar waren.

  • Die Patenschaften konnten im gewohnten Umfang fortgesetzt werden. Nach intensiven Verhandlungen konnten wir bei der togoischen Versicherung INAM für unsere Patenkinder eine sehr günstige Krankenversicherung aushandeln, was für die Familien der Patenkinder eine enorme Entlastung darstellt und die gesundheitliche Versorgung der Kinder nachhaltig verbessert.

  • Einige Transporte mit Schulmöbeln konnten abgewickelt werden.

  • Die KinderSchulSpeisung KiSS hat sich als wichtiger und erfolgreicher denn je erwiesen, da durch die Corona-Einschränkungen die Lebensmittelpreise in Togo um 30% gestiegen sind und gerade bei unseren Zielgruppen, den armen Familien, die Armut erneut angestiegen ist und viele Kinder wieder Hunger leiden.

  • Der Bereich der Einzelhilfen und Kleinprojekte ist ebenfalls unter Corona-Bedingungen intensiviert worden und hat viele Probleme zumindest abmildern können.

Verwaltungseinsatz so gering wie möglich

Die Kosten für Verwaltung sind unverändert geblieben, der Anteil machte im Jahr 2021 jedoch 6,8% vom Spendeneinsatz aus, liegt also höher als im Vorjahr, wo wegen der enorm hohen Fördermittel nur 2,19 % Anteil für Verwaltungskosten verwendet werden mussten. Wenn man die Jahre 2020 und 2021 zusammen nimmt, kommen wir wieder auf den für uns üblichen Mittelwert von unter 5%.

2 Millionen in Togo eingesetzt

Insgesamt konnten im Jahr 2021 Hilfsprojekte mit einem Finanzumfang von weit über 2 Millionen Euro unterstützt werden. Wir danken der zuverlässigen und professionellen Arbeit unserer Partner in Togo. Dazu gehören unsere eigenen Mitarbeiter vor Ort, aber auch die große Gruppe der ehrenamtlichen Betreuer der Patenschaften im ganzen Land, die Dorfchefs und Bürgermeister in den Modelldörfern und bei den Schul- und Brunnenbauten und allen voran dem Präsidenten von Aimes-Afrique Dr. Michel Kodom für die überaus erfolgreiche Arbeit zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung ärmster Bevölkerungsschichten.

Die Partnerschaftsvereinbarung zur Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique wurde gemeinsam feierlich für weitere 5 Jahre verlängert und in Togo unterschrieben.

Dank an alle Helfer und Spender

Dass der Verwaltungsaufwand bei aller Professionalität der Arbeit weit unter 10% gehalten werden kann, verdanken wir dem Einsatz aller Vereinsmitglieder und der vielen zusätzlichen ehrenamtlichen Helfer.

Unser größter Dank gilt den vielen Spendern, die uns in den meisten Fällen schon seit vielen Jahren unterstützen und immer wieder neue Spender für uns werben. Die positive Begleitung durch die Medien, die Fördermittel von Aktion Sternstunden des BR, der Reiner-Meutsch-Stiftung, der Hans-Stangl-Stiftung und vieler Lions- und Rotary-Clubs ermöglichen uns diese nachhaltigen Projekte. Wir wurden in diesem Jahr sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis RENN ausgezeichnet.

Immer auf Augenhöhe

Aktion Pit-Togohilfe e.V. ist stolz auf die kontinuierliche, umfangreiche Unterstützung, auf die erfolgreiche Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen Beteiligten sowohl in Deutschland als auch in Togo und das dadurch gemeinsam erreichte Ergebnis im Jahr 2021!

Fürstenfeldbruck, den 13.2.2023

Margret Kopp
Vorsitzende

Patenschaftsprogramm

Die Patenschaften zählen nach wie vor zum Herzstück der Projektaktivitäten von Aktion PiT-Togohilfe. Durch den direkten Kontakt zu den Patenkindern wissen die Pateneltern sehr genau, wer ihre Hilfe bekommt und was damit bewirkt wird. Viele Patinnen und Paten bauen eine echte Beziehung zu ihrem Schützling auf.

Reibungslose Organisation

Der wechselseitige Briefverkehr hat sich deutlich erhöht, insbesondere durch den vorbildlichen Arbeitseinsatz unseres Mitarbeiters Essowè Tchinguilou. Er war selbst eines unserer Patenkinder, ist im Straßenkinderheim aufgewachsen, hat sein Jurastudium erfolgreich mit dem Master abgeschlossen und gehört inzwischen zu unserem festen Mitarbeiterteam in Togo als Verantwortlicher Leiter der Abteilung Patenschaften.

Er sorgt für reibungslose Organisation der regelmäßigen Patenschaftszahlungen, der sorgfältigen Übermittlung von Sonderspenden und die Überwachung und Information über die Schulergebnisse und eventuelle Sonderprobleme. So können unsere Patenkinder sehr individuell nach ihren Bedürfnissen punktgenau gefördert werden. Das wissen unsere Paten sehr zu schätzen.

Geschenke für Patenkinder

Die „Bestellung“ von Patenkindergeschenken über unsere Homepage (geschenke.aktionpit.de), da Päckchenversand per Container nicht mehr möglich ist, wird ebenfalls zunehmend von den Paten angenommen, vor allem in der Weihnachtszeit, aber auch zu Geburtstagen der Patenkinder.

Krankenversicherung

Auf Anregung eines unserer Paten haben wir in Togo nach einer Möglichkeit gesucht, eine Krankenversicherung für die Patenkinder abschließen zu können, und sind nach ausführlichen Recherchen unseres Projektmanagers Solim Nolaki tatsächlich fündig geworden. Nach ausführlichen Verhandlungen konnten wir mit der Krankenversicherung INAM, bei der alle Staatsangestellten automatisch versichert sind, einen Sonderpreis für unsere Patenkinder aushandeln, sodass sie für 5,- € krankenversichert sind und alle Angebote der staatlichen Gesundheitsversorgung in Togo mit einer nur geringen Eigenbeteiligung in Anspruch nehmen können.

Seit dem Jahr 2021 bieten wir die Patenschaften daher zum Monatsbetrag von 35,- € (statt bisher 30,- €) an. Alle Paten der bestehenden Patenschaften wurden angefragt, ob sie einer Erhöhung für die Krankenversicherung zustimmen, und 90 % davon haben dies akzeptiert. Manche haben sogar noch dazugelegt, damit Geschwister ebenfalls krankenversichert werden können.

Positive Reaktionen zur Krankenversicherung

Aus Togo erreichen uns ausschließlich positive Reaktionen. Die Eltern oder Betreuer unserer Patenkinder sind überglücklich, dass sie im Krankheitsfall sofort eine Krankenstation aufsuchen können und dass auch die Arzneimittel sofort ausgehändigt werden, weil sie direkt über die Krankenkasse abgerechnet werden und nur ein kleiner Betrag bar bezahlt werden muss. Es war viel Arbeit, bis wir dieses Programm so erfolgreich in Gang bringen konnten, und kostet weiterhin viel Einsatz unserer Mitarbeiter vor Ort, aber für die gesunde Entwicklung unserer Patenkinder ist das eine riesengroße Verbesserung.

Stipendien

Für Paten, die keine Zeit für intensiven persönlichen Austausch mit ihren Schützlingen in Togo haben, hat sich unser Stipendiaten-Patenschaftsprogramm in Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique sehr bewährt. Bei diesem Stipendienprogramm fördern wir Kinder aus den 10 Modelldörfern, wenn sie zu den jeweils drei Schulbesten im Jahr gehören.

Wir wollen dadurch diesen Kindern die Chance geben, auch weiterführende Schulen besuchen zu können, obwohl sie aus abgelegenen Dörfern und armen Bauernfamilien kommen. Auf diese Weise soll eine gebildete Schicht für die Dörfer heranwachsen, um die Geschicke einmal selbst in die Hand nehmen zu können. Das ganze Schulniveau hat sich seitdem an diesen Schulen verbessert, weil alle Schüler sich sehr anstrengen, um in den Genuss eines solchen Stipendiums zu kommen.

Die Vergabe der Stipendien ist allen im Dorf bekannt. Die Auszahlung der Stipendien erfolgt über die Schule. Die Paten erhalten nicht so oft Post von diesen Kindern: nur am Schuljahresende ein Dankschreiben und Weihnachtsgrüße sowie die Information, ob und wie sie das Schuljahr geschafft haben. Kinder, die ohne ersichtlichen Grund durchfallen, scheiden aus dem Stipendienprogramm wieder aus. Diese Form der Stipendienpatenschaften wird ebenfalls von einer jährlich wachsenden Zahl an Paten angenommen.

Die Zahl insgesamt der betreuten Patenkinder lag im Jahr 2021 konstant bei 730 mit einem erhöhten Fördervolumen (incl. Sparbücher und Krankenversicherung) von 336.000 €.

Schulbauten

Im Jahr 2021 konnte das Schulbauprogramm mit Hilfe von Sternstunden und der Stiftung Fly & Help, aber auch dank eigener Spenden sehr erfolgreich fortgesetzt werden, auch wenn nicht der gleiche Umfang wie 2020 erreicht werden konnte.

Es konnten erfreulicherweise trotzdem 12 Bauten für Schulen finanziert werden, und zwar in folgenden Dörfern:

  • Adjedacope: Hier konnte außerdem ein Brunnen gebaut, ein Schulgarten eingerichtet und der Sportplatz als Fußballplatz ausgebaut werden.

  • In Adjedacope wurde außerdem ein Gebäude für die Schulkantine gebaut und für das ganze Schuljahr Schulspeisung finanziert. Inzwischen finanziert die Dorfgemeinschaft selbst die Schulspeisung – ein besonders erfreulicher Effekt der Nachhaltigkeit.

  • Bau eines weiteren Blocks mit Latrinen in Koutandiégou.

  • Atchanve: diese Schule war eine Jubiläums-Schule, denn es war die 500. Schule, die Fly & Help finanziert hat. Es war uns eine besondere Ehre und Freude, dass Fly & Help dafür ein Projet in Togo und in der Verantwortung von Aktion PiT-Togohilfe gewählt hat

  • Renovierung des Collège Yopé-Tsiviepe (1000-Schulen-Programm)

  • Bau einer Küche für die Schulspeisung in Koutandiégou.

  • Hletivikondji: Grundschule mit Latrinen

  • Mabolé: Grundschule mit Latrinen und Brunnen

  • Lama Kpedah: hier erfolgte in 2021 die Fertigstellung von 2 Schulgebäuden

  • Bau eines Sportplatzes bei der Schule Djabagbal

  • Lom Nava (eigener Spender) Grundschule mit Latrinen. Baubeginn im Dezember 2021

  • Gymnasium Guérin Kouka (eigene Spender) Baubeginn im Dezember

Für Schulbauten konnte in 2021 ein Gesamtbudget von 378.000 € eingesetzt werde.

Brunnenbauprogramm

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in vielen ländlichen Regionen Togos nach wie vor nicht gegeben. Frauen und Mädchen müssen noch immer weite Strecken zurücklegen, um Wasser aus verschmutzten Wassertümpeln oder immer wieder versiegenden Bachläufen zu holen. Ein nahegelegener Dorf-Brunnen sorgt daher sofort für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen und reduziert schlagartig die oft lebensbedrohlichen Magen-Darmerkrankungen der gesamten Dorfbevölkerung, besonders aber die Sterblichkeit bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Corona-Epidemie hat die Verfügbarkeit von sauberem Wasser noch dringlicher werden lassen.

Trotzdem konnte Aktion Pit-Togohilfe das Brunnenbauprojekt nur in geringerem Ausmaß fortsetzen. Die Spender fanden Schulspeisung und Gesundheitsprojekte im Zusammenhang mit Corona wichtiger. Dennoch konnten zwei Brunnenprojekte finanziert.

Der erste Brunnen konnte in Skpantè in der Region Koutammakou gebaut werden.

Der zweite Brunnen war für das Dorf Tangbamong auf der Hochebene ganz im Norden von Togo geplant. Trotz mehrfacher Bohrversuche ist man dort jedoch auf keine erreichbare Wasserschicht gestoßen. Mit den verbliebenen Geldern wurde schließlich im Jahr 2022 ein Brunnen mit Solarpumpe in dem Dorf Adjedacope neben der neu gebauten Schule realisiert.

Im Jahr 2021 konnte insgesamt 26.000 Euro für Brunnenbauten eingesetzt werden.

KiSS – Kinderschulspeisung

Unser KiSS-Projekt hat sich inzwischen zu einem überaus erfolgreichen Projektbereich entwickelt, das nicht mehr auf die 10 Modelldörfer von Aimes-Afrique beschränkt ist, sondern weite Kreise gezogen hat.

Ein warmes Essen pro Tag

Mit nur 50,- Euro pro Jahr kann ein Schulkind während eines ganzen Schuljahres mit einem täglichen warmen Essen versorgt werden. Dadurch finden die Kinder in unseren KiSS-Schulen in Togo ein gutes Umfeld für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Da durch Corona die Preise für Lebensmittel und Dinge der Grundversorgung massiv gestiegen sind, ist die Armut bei unserer sowieso hilfsbedürftigen Zielgruppe erneut in die Höhe geschnellt. Das KiSS-Programm hat sich als erfolgreiches Instrument erwiesen, um Hunger bei den Kindern abzuwenden.

Über unsere 10 Modelldörfer hinaus

Neben den 10 Modelldörfern in Zusammenarbeit mit unserem Partner Aimes-Afrique konnten wir das Kinderschulspeisungsprogramm auch in den Dörfern Mattema und Koutandiégou ausbauen sowie in den Dörfern Kagnibara und Adjedacope einrichten. Insgesamt konnten ca. 5.000 Kinder mit Schulspeisung versorgt werden. Ein besonderer Dank gilt dabei der Aktion Sternstunden, dem Reisebüro DERPART Reisebüro Simader in Weilheim, einigen bayerischen Schulen (insbesondere das Gymnasium Viechtach) und vielen vielen Einzelspendern.

Insgesamt konnte Aktion PiT-Togohilfe e.V. im Jahr 2021 den Betrag von 103.000 Euro für KiSS einsetzen.

Dorfentwicklungsprogramm „Villages Aimes-Afrique – das lebenswerte Dorf“

Unser 2018 mit dem 1. Preis des Eineweltpreises Bayern ausgezeichnete Dorfentwicklungsprogramm entwickelte sich in Zusammenarbeit mit unserem wichtigen Partner Aimes-Afrique intensiv weiter. Die erfolgreiche Schulspeisung KiSS wurde inzwischen ausgeweitet auf andere Schulen, sodass wir diesem Programm ein eigenes Kapitel (siehe Punkt4) in diesem Tätigkeitsbericht gewidmet haben.

Klimaschutz

Die Entwicklungsmaßnahmen in den 10 Modelldörfern richteten sich im Jahr 2021 vor allem auf Klimaschutz. Gemeinsam mit Aimes-Afrique wurde ein Konzept zur Sensibilisierung der Akteure vor Ort zu Zusammenhängen zwischen Holzverbrauch und Regenfällen mit einem ganzen Paket an Schulungsangeboten für Köhler, Produzenten von verbesserten Kochstellen und für die Jugendgruppenleiter Ado-Manager als Betreuer der Wiederaufforstungsmaßnahmen erarbeitet.

Die Fördermittel in Höhe von 519.000,- €, die uns das BMZ dafür bewilligt hatte, flossen erst Ende des Jahres 2020 und konnten daher im Jahr 2021 eingesetzt werden.

30.000 Bäume

Aktion PiT-Togohilfe hat sich dabei selbst einer großen Herausforderung gestellt, einer echten Challenge, um innerhalb von 4 Monaten Baumpaten für die Pflanzung von 30.000 Bäumen zu werben. Jeder Baumpate bekam ein Baumzertifikat ausgestellt.

Punktgenau zum geplanten Stichtag 30. April kam die Spende für den 30.000. Baum, den wir feierlich gemeinsam mit Dr. Kodom im Dorf Djakpleme gepflanzt haben. Durch den Blogger Matthias Lange (Vereinsmitglied) konnte dieses Ereignis sogar live miterlebt werden.

Pro Dorf konnten wir im Jahr 2021 also 3.000 einheimische Bäume pflanzen. Dank der zahlreichen Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen über Radiospots und Plakataktionen wurde bei der Bevölkerung das Bewusstsein geschaffen, auch selbst etwas für den Klima- und Umweltschutz tun zu müssen. Dadurch ist dieses Projekt besonders nachhaltig gelungen.

Nachhaltigkeitspreis RENN

Aktion PiT-Togohilfe ist daher im Jahr 2021 mit dem Nachhaltigkeitspreis RENN ausgezeichnet worden. Die feierliche Preisübergabe fand am 20. 9. 2021 in Augsburg statt. Dass wir diesen Preis erhalten konnten, verdanken wir den vielen Spendern und der großzügigen BMZ-Förderung, aber ganz besonders der feinfühlig angepassten und professionellen Projektumsetzung durch unseren Partner Aimes-Afrique.

Insgesamt konnte Aktion PiT-Togohilfe e.V. im Jahr 2021 den beachtlichen Betrag von 603.000 Euro für das Dorfentwicklungsprogramm „Villages Aimes-Afrique – das lebenswerte Dorf“ einsetzen.

Gesundheitsprojekte – Santé pour tous

Dank der überaus professionellen Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique und Dr. Michel Kodom bleibt der Gesundheitsbereich unser größtes Einsatzgebiet. Wir konnten die Restmittel des umfassenden Schulungs- und Corona-Schutzmaßnahmenpaketes im Jahr 2021 einsetzen und damit das ganze Projekt zum Abschluss bringen.

Prüfung durch das BMZ

Weitere Förderungen machte das BMZ von einer Wirtschaftsprüfung vor Ort für dieses Projekt abhängig. Bei einem Projektvolumen von insgesamt 3.230.000,- € ist das durchaus verständlich und nachvollziehbar. Das BMZ hat selbst den Wirtschaftsprüfer beauftragt und die Kosten dafür übernommen, und Aimes-Afrique hat sich der Überprüfung gestellt und alle Unterlagen vorgelegt.

Der togoische Wirtschaftsprüfer hat sehr intensiv geprüft, was nicht nur viel Zeit in Anspruch genommen, sondern auch viel Arbeitskraft bei unserem Partner Aimes-Afrique über einen längeren Zeitraum hinweg gebunden hat. Das Ergebnis der Wirtschaftsprüfung war letztendlich positiv, es wurden einige Kleinigkeiten moniert, aber keine gravierenden Mängel oder gar Geldverluste festgestellt. Daher konnte Aktion PiT-Togohilfe auch wieder in den Genuss weiterer Fördermittel kommen, allerdings erst im Jahr 2022.

Ärzteeinsätze für Kinder

Mit Eigenmitteln und Unterstützung der Aktion Sternstunden konnten wir im Jahr 2021 einen neuen Schwerpunkt der Gesundheitsaktivitäten setzen und spezielle Ärzteeinsätze für Kinder einführen, das Projekt Amsa. Amsa war ein schwer kranker Säugling, den die Ärzte von Aimes-Afrique auf dem Land entdeckt hatten. Seine dringend notwendige Operation gelang noch, aber dann reichte seine Kraft nicht mehr aus, sich von dem Eingriff zu erholen. Die Eltern hätten ihn einfach früher zum Arzt bringen müssen. In Erinnerung an den kleinen Amsa werden nun gezielt Ärzteeinsätze für Kinder durchgeführt, um weitere Problemkinder frühzeitig zu finden und um die Eltern zu sensibilisieren, rechtzeitig medizinische Hilfe zu suchen.

Im Jahr 2021 konnten bereits 2.780 Kinder untersucht und behandelt werden, davon wurden 144 Kinder auch sofort operiert – ein großartiger Erfolg, sodass wir dieses Projekt dauerhaft in den nächsten Jahre fortsetzen werden.

Film für Aktion Sternstunden

Wir durften für Aktion Sternstunden die Operation der kleinen Valerie filmen. Ein professionelles Team des von Dr. Kodom gegründeten Gesundheits-Sender „SOS-Docteur“ lieferte so gutes Material, dass ein Film darüber in den Adventskalenderbeiträgen von Aktion Sternstunden im Fernsehen gezeigt wurde.

Madeleine kommt nach Deutschland

Die größte Herausforderung bei den Gesundheitsprojekten stellte jedoch die Operation der kleinen Madeleine dar. Schon vor Corona waren wir bei einem Ärzteeinsatz auf dieses Mädchen gestoßen, das an einer außenliegenden Blase litt und mit dem hohen Risiko einer lebensgefährlichen Infektion lebte. Die notwendige Operation ist in Togo nicht möglich, aber alle Vorbereitungen für die Durchführung des Eingriffs in Deutschland waren getroffen worden. Doch dann kam Corona und Madeleine konnte nicht reisen. Eine „Corona-Pause“ im Jahr 2021 konnten wir nutzen.

Alle Beteiligten halfen mit, unbürokratisch alle Hürden zu überwinden, sodass Mutter und Kind nach Fürstenfeldbruck kommen konnten und die überaus komplizierte Operation in Regensburg an einer urologischen Kinderspezialklinik erfolgreich durchgeführt werden konnte. Unsere Spender hatten überaus großzügig insgesamt über 60.000,- € gespendet. Auch wenn die Aktion alle Beteiligten an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit und Kräfte brachte, konnte sie schließlich gestemmt werden. Madeleine ist als gesundes Mädchen nach Togo zurückgekehrt und führt nun ein ganz normales Kinderleben.

Heuer ist sie endlich eingeschult worden. Aktion Sternstunden hat auch dieses Kinderprojekt begleitet und noch eigene Filmaufnahmen von ihrem Aufenthalt hier gemacht. Dieser Beitrag wurde sogar in der großen Adventsgala im Fernsehen gezeigt.

Neue Sterilisationseinheit

Ein weiteres Highlight war die Installierung einer Sterilisationseinheit in der Klinik von Dr. Kodom, finanziert durch die Bay. Staatskanzlei. Die Lieferung und der Einbau dieser wichtigen Einheit war eigentlich schon 2020 geplant gewesen, hatte sich aber auch wegen Corona stark verzögert. Im November 2021 aber war es endlich so weit: ein Techniker der Firma MMM (Münchner Medizin Mechanik GmbH) traf zeitgleich mit dem Material in Lomé ein und konnte mit lokalen Technikern die Geräte einbauen und zum Laufen bringen.

Die Klinik CIK ist daher nun geeignet, auch Einsätze der Endoprothetik durchzuführen. Durch die lange Verzögerung dieses Projektes konnten in 2021 keine anderen Fördermittel der Bay. Staatskanzlei gewährt werden.

Dennoch konnte Aktion PiT-Togohilfe e.V. im Jahr 2021 für den Gesundheitsbereich den Betrag von 312.000 € (ohne Madeleine) einsetzen.

Allgemeine Projekte

Dieser Posten umfasste bisher eine Vielzahl von Kleinprojekten. Es handelt sich vielfach um direkte Familienhilfen von konkreten Spendern aus Deutschland, aber auch um Hilfsmaßnahmen für Partnervereine.

Im Jahr 2021 konnten darüber hinaus auch größere, aber einmalige Projekte abgewickelt werden.

Die OP für Madeleine mit über 60.000,- € wurde hier verbucht. Die Behandlung eines Mädchens aus Nadoba erwies sich als unmöglich und musste abgebrochen werden.

Außerdem zählte zu den allgemeinen Projekten die Elektrifizierung des Dorfes Decadome bei Zoti, ebenfalls mit ca. 60.000,- €.

Auch die Kleinprojekte wurden fortgesetzt wie z. B. die Unterstützung der Blindenselbsthilfegruppe CASPAK mit Lebensmitteln und Blindenhilfsmaterial (Blindenstöcke).

Beim Projekt „Jugendgruppe Henry Pabst“ wurden einzelne Jugendliche bei ihrer Ausbildung unterstützt.

Verschiedene Schulen wurden mit zusätzlichem Schulmaterial ausgestattet.

Viele Förderbeträge blieben vorwiegend im Bereich von unter 500,- €, sind jedoch sehr effiziente Direkthilfemaßnahmen. Als Beispiel sei die Förderung der Behandlung von Epileptikerkindern mit einem Quartalsbeitrag von 150,- € (= 600,- € in 2021) erwähnt, deren Regelmäßigkeit über viele Jahre bereits den betreuten Kindern und Jugendlichen ein normales Leben sichert.

Insgesamt konnten 180.000,- € für allgemeine Einmalprojekte und regelmäßige Kleinprojekte eingesetzt werden.

Transporte

Obwohl Aktion PiT-Togohilfe e.V. seit dem Umzug im September 2019 in die Ludwigstraße nach Fürstenfeldbruck über keine Lagermöglichkeiten mehr verfügt, um Hilfsgüter zu sammeln, konnten wir im Jahr 2021 insgesamt 4 Container mit Schulmöbeln und mit Krankenhausbetten nach Togo schicken.

Ein Container wurde in Maisach beladen, die drei weiteren Container in Geiselbullach. Die Stadt Olching hat nicht nur die Füllung von 3 Großcontainern mit sehr gut erhaltenen Schulmöbeln, die durch einen Schulhausneubau keine Verwendung mehr fanden, ermöglicht, sondern auch großzügige Spender für die Transportkosten geworben. Die Möbel und Schultafeln waren aus mehreren Schulen an zentraler Stelle in Geiselbullach gelagert worden.

Trotzdem war es eine enorme logistische und physische Kraftanstrengung, die die ehrenamtlichen Beladungshelfer geleistet haben, um alles termingerecht in die Container einzuschichten und auf den Weg nach Togo zu bringen. Das BMZ gewährte für einen Teil dieser Sachspenden (nicht für Schulbänke und Tische) einen Transportkostenzuschuss.

Insgesamt konnte Aktion PiT-Togohilfe e.V. im Jahr 2021 nochmals mit 45.000,- € Transporte von Sachspenden incl. der Entzollungskosten in Togo finanzieren.

Organisation in Togo

6 eigene feste Mitarbeiter stehen in Togo für die Projektarbeit zur Verfügung, um diese umfangreichen Projekte vor Ort professionell abwickeln zu können.

Buchhaltung ist wichtig

Insbesondere die Buchhaltung vor Ort der Konten auf der togoischen Bank UTB, die in die deutsche Buchhaltung eingepflegt wird, die Betreuung der Patenschaften, die Organisation des umfangreichen Briefwechsels und des Kommunikationsaustausches, die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Partnern und die Überwachung der einzelnen Projekte werden von diesem Team überaus zuverlässig geleistet.

Um das 4-Augenprinzip wahren zu können, sind zwei Buchhalterinnen eingestellt: Elbine Ditoma KPAMA, unsere derzeit langjährigste Mitarbeiterin, und Sonia Samklu.

Für die Projekte

Für das Projektmanagement ist Solim Nolaki zuständig, die Patenschaftsorganisation leistet Essowè Riddick Tchinguilou, die sich beide aber auch gegenseitig jeweils vertreten können.

Weitere Mitarbeiter sind Ousman als Chauffeur und Adam als Betreuer der Außenanlagen und des Lagers.

Wenig Verwaltungskosten

Derzeit ist die Personalsituation sehr stabil. Die Mitarbeiter erhalten ein in Togo übliches Gehalt und sind außerdem incl. ihrer Kinder durch Aktion PiT-Togohilfe krankenversichert (eine freiwillige Leistung). Alle Mitarbeiter sind sozial versichert und erwerben dadurch Rentenansprüche.

Da das Gebäude als Sitz vor Ort dem Verein Aktion PiT-Togohilfe gehört, fallen nur wenig Verwaltungskosten an, die vorwiegend die Kommunikationstechnik und Bürobedarf betreffen.

Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique

Die Zusammenarbeit seit 2014 mit Aimes-Afrique hat sich als überaus erfolgreich für beide Seiten erwiesen. Im Jahr 2015 hatte Aktion PiT-Togohilfe daher eine Partnerschaftsvereinbarung zur Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique auf 5 Jahre abgeschlossen.

Auf Grund der Corona-Einschränkungen konnte erst im Jahr 2021 eine formelle Verlängerung dieser Vereinbarung für weitere 5 Jahre unterschrieben werden. Es ist davon auszugehen, dass diese Zusammenarbeit auch dann wieder fortgesetzt werden wird.

Insgesamt hat Aktion PiT-Togohilfe in 2020 für diesen Bereich 18.000,- € ausgegeben.